Leider hatte Adem am Vortag schon starke Knieschmerzen und ein wirklich dickes Knie, sodass er mit seiner Selina diese Etappe nicht gehen konnte und sie mit dem Zug ein paar Kilometer weiter fuhren. Also startete ich mit Frank um 7 Uhr Richtung Ponte de Lima. Es war bergiger als je zuvor und zudem regnete es. Die Kombination aus Regen und Bergen machte mich plötzlich so unglaublich wütend, dass ich weinen musste und eigentlich wusste ich gar nicht warum ich eigentlich weine, denn ich habe wohl in meinem ganzen Leben schon mehr durchlebt als Berge im Regen zu laufen - dennoch, ich heulte und gab bergauf nochmal ordentlich Gas, bis sich diese Phase nach ungefähr einer halben Stunde wieder legte und ich mich mit Frank wieder unterhalten konnte.
Die Magie des Weges!
Ich glaube, seit diesem Tag wurde ich auch Speedy Gozalez genannt :-). Nach etwa 24 Kilometern waren wir an dem großen Fluß Lima angekommen und erreichten somit Ponte de Lima. In etwa einem Kilometer Entfernung über eine große steinerne Brücke drüber, war die Herberge, die erst um 16 Uhr öffnete. Wir liefen durch eine Art Parkallee mit großen Bäumen, deren Blätter hellgrün leuchteten. Alle paar Meter standen rote Bänke. Rechts und links standen hübsche Laternen, teilweise mit Boxen versehen, aus denen eine Art Marschmusik erklang. Es erinnerte mich ein wenig ans Phantasialand. Da es leider immer noch regnete, verweilten wir nicht lange dort, sondern suchten uns ein schönes Restaurant in dem wir nicht nur leckere Pizza und Spaghetti aßen, sondern auch ein wenig die Zeit im Trockenen und Warmen verbrachten, denn schließlich waren wir 3 Stunden zu früh. Anschließend liefen wir noch ein wenig durch die kleinen Einkaufsstraßen und liefen dann über die große Steinbrücke und stellten uns für die letzte Stunde unter, da es zwischenzeitlich in Strömen goss. Hier checkten wir noch einmal die nächste Etappe und waren uns schnell einig, dass wir am nächsten Tag nicht so lange tatenlos vor einer Herberge sitzen wollten.
Nachdem die Herberge endlich öffnete und wir eingecheckt, geduscht und gewaschen hatten, machten wir noch mal einen Kurztrip über die Brücke ins Städtchen um uns Getränke und Snacks für die nächste Etappe zu besorgen. Zu Abendessen gab es für mich einen einfachen Hamburger.
An dieser Stelle muss ich sagen, dass ich in der ganzen Pilgerzeit recht wenig gegessen habe und ich oft auch einfach mit einer Kleinigkeit zufrieden war.
Zurück in der Herberge flüchtete meine Bettnachbarin bereits nachdem einer der 20 Pilgern im Zimmer noch nicht mal schnarchte, sondern etwas lauter atmete. Vielleicht empfand ich es aber auch als weniger schlimm, weil ich eben weiß, was schnarchen wirklich bedeutet. Jedenfalls konnte ich bei diesem Schnarchen ganz gut schlafen, trotzdem benutzte ich meine Ohrstöpsel für den Fall, dass es doch laut werden würde und vernahm nur, dass in der Nacht jemand im Schlaf redete.
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