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Ein Jahr nach dem Jakobsweg

Meine Reise auf dem Jakobsweg gehört bisher für mich zu einer der beeindruckendsten Erlebnisse in meinem Leben. Ich behaupte, ich habe mich nie zuvor so viel mit mir selbst auseinander gesetzt bzw. mich um mich selbst gekümmert. 

Als ich zurück nach Hause kam, habe ich mich kurzzeitig nicht richtig wohl zu Hause gefühlt. Alles war so groß und ich hatte ständig das Verlangen, in Bewegung sein zu müssen. Andere kommen von einer solchen Reise nach Hause und springen sofort wieder in den Alltag, der vor ihrer Reise herrschte, andere, so wie ich, besinnen sich darauf, diese Entschleunigung bei zu behalten. Natürlich hat sich in den letzten 365 Tagen sehr vieles verändert. Ich habe viel geweint, geflucht, aber mindestens genau so viel gelacht und stets versucht, positives aus schwierigen Situationen zu ziehen. 

Der Gedanke an den Jakobsweg bzw. an das Wandern hat mich immer begleitet und auch wenn ich die Redewendung "Der Weg ruft dich" bisher nie richtig ernst genommen hatte, so verstehe ich sie nun. Ich habe gelernt, dass wandern mein persönliches Ventil für Lebensfreude, Trauer oder Wut ist und immer dann wenn ich das Gefühl hatte, nicht aus meiner Haut raus zu kommen, positiv wie negativ, dann wusste und weiß ich, dass es Zeit war oder ist, eine Wanderroute zu planen und los zu laufen bis sich schließlich auch eine Art "Extrem"sport daraus entwickelt hat (Megamarsch zum Beispiel).  Aber obwohl ich so schnell unterwegs bin und so mancher meinte, ich sei den Camino Portugues in 9 Tagen viel zu schnell gepilgert, habe ich all die Schönheit der Natur wahrgenommen und verliere auch heute nicht den Blick darauf, wenn ich mit ca. 6 km/h unterwegs bin. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Katrin (Mittwoch, 22 April 2020 10:41)

    Und würdest du ihn noch mal gehen ?
    Oder gehörte es damals dazu sich zu finden und zu wissen wie es für dich weiter geht?

  • #2

    Sandrinchen (Mittwoch, 22 April 2020 11:43)

    Wenn ich nochmal die Möglichkeit bekomme von der Zeit her, dann würde ich es wieder tun. Es war eine unglaublich tolle Erfahrung